Wie in vielen Ländern, so hat auch Frankreich seinen „Kräuterpapst“.
Maurice Mességué (1921-2017) praktizierte seit Anfang der 1950er Jahre eine auf Heilkräutern basierende Gesundheitslehre und Ernährungswissenschaft und wurde berühmt durch seine sensationellen Heilerfolge. Seine Erfahrung beruht nach eigenen Angaben auf einer 300-jährigen Familientradition.
Ich lese z.Z. in seinem Buch „Von Menschen und Pflanzen“*. Er erzählt darin mit einer hinreißenden Orginalität aus seinem Leben. Von seinem Vater, der ihm das Wissen von der Kraft der Pflanzen und die Gabe, zu heilen, weitergab. Über die mühevollen ersten Jahre und den vielen kleinen und großen Heilerfolgen in seiner Praxis bis hin zu den Episoden mit vielen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, wie z.B. Konrad Adenauer und Winston Churchill.
Von1949 bis 1968 wurden in Frankreich zahlreiche Verfahren gegen den Naturheiler eingeleitet. Trotz eines Verbots zu praktizieren behandelte er weiter, bis er im letzten Prozess freigesprochen wurde. Die Gerichtsverfahren wurden zuletzt von bis zu 20.000 Stellungnahmen begleitet, die seine Erfolge bezeugten. Die sehr öffentlichkeitswirksamen Prozesse halfen dabei, Mességué als Ausnahmefigur zu beglaubigen und trugen zu seinem auch wirtschaftlichen Erfolg bei.
Doch zurück zum Buch. In einem Gespräch mit Édouard Herriot, einem französischen Politiker, unterhält sich Mességué über die Religion und die Wunderheilungen von Lourdes.
„Aber in Lourdes wurden Menschen geheilt. das steht für mich fest. Ob das Wunder sind? Ich weiß nicht, ob die Heiligen von Lourdes als religiöse Wunder zu bezeichnen sind, da viele Heilungen, die anderswo geschehen, ebenso wunderbar erscheinen. Vor kurzem, zum Beispiel, brachte man ein vierjähriges Mädchen zu mir, das nicht sprechen konnte. Inzwischen verfügt es über einen Sprachschatz von mehr als hundert Wörtern.
Glauben sie, daß diese Heilung einzig und allein meinen Pflanzen zuzuschreiben ist?
Ja, was glauben Sie denn?
Ich weiß nicht recht. Jedenfalls habe ich intensiv die Unterlagen über die Wunder von Lourdes studiert und viel daraus gelernt. Am wichtigsten erschien mir die Tatsache, daß ein augenscheinlich unheilbar Kranker , der fast schon vom Tode gezeichnet ist, auf andere Weise als durch die traditionelle Medizin doch noch geheilt werden kann.
Es ist nicht immer einfach, außerhalb der Norm zu stehen, nicht den Schutz von Diplomen zu genießen. Da kommen einen leicht Zweifel … Aber der Gedanke, daß es den in Lourdes Geheilten ja nicht an guten Ärzten, sonder nur an einem, der den Glauben besaß, gefehlt hatte, dieser Gedanke hat mir Mut gemacht.
Ich bin überzeugt von der Macht des „Glaubens“, welchen Ursprungs, welcher Art und welcher Ursache er auch sein mag. Aber vor allem glaube ich, daß beide ihn besitzen müssen: der Patient und der, der ihn heilen soll. Die großen Ärzte sind Männer, die an die Medizin glauben, obwohl sie ihre Grenzen kennen; und auch sie vollbringen Wunder!“
(*) – Maurice Mességué, Von Menschen und Pflanzen, 1972, Ullstein Buch Nr. 3062, ISBN 3 548 03062 9
Das Buch ist leider nur noch antiquarisch zu erhalten.