Fabelhafte Tierwesen in Schweden
Fabelhafte Tierwesen in Schweden

Fabelhafte Tierwesen in Schweden

Es wird Zeit, mit einigen Vorurteilen in Bezug auf die Tierwelt hier bei uns in Mittelschweden aufzuräumen.

Schweden = viele Mücken
Da wir hier zwischen den großen Seen Vänern und Vättern wohnen und die Landschaft auch sonst reich an Seen, Tümpeln, Sümpfen und feuchten Wiesen ist, war unsere Befürchtung groß, im Sommer von Mücken, Bremsen und ähnlichen beißenden und blutsaugenden Insekten aufgefressen zu werden.
Nix da! Keine (oder kaum) Mücken, keine Bremsen.
Aber dafür gibt es in der warmen Jahreszeit viele, viele Zecken. Wir sind zwar aus Sachsen daran gewöhnt, nach jedem Besuch im Wald auch mindestens eine Zecke mit nach Hause zu bringen, aber hier sind es es gefühlt nach jedem Waldspaziergang ca. zwei Zecken. Mit dem richtigen Equipment war dies zwar lästig, aber beherrschbar. Dank einer guten Zeckenschlinge und der Einreibung mit einer Tinktur aus der Kardenwurzel und bei hartnäckigen Fällen mit kolloidalem Silber, waren die jeweils leicht entzündeten Stellen nach wenigen Tagen verschwunden.

Ein liebes Tierchen, welches wir überhaupt nicht gekannt hatten, drängte sich uns hier regelrecht auf.
Das ist die Elchfliege, besser: die Hirschlausfliege. Diese ist, ähnlich wie die uns bekannte Zecke, ein Blutsauger. Der Unterschied ist aber die Flugfähigkeit. Sein Ziel sind Kopf, Hals und Schultern des Menschen. Egal wie man sich einmummelt – Mütze, Schal und bis oben zugeköpft – es nützt keine Vorsorge. Wen sich die Elchfliege als Zielobjekt auserkoren hat, der ist fällig. Und sie kommen nicht alleine, sondern agieren als Bande. Sie kommen um zu bleiben. Denn mit der geglückten Landung bricht die Elchfliege ihre Flügel ab.
Ich weiß nicht warum, aber bei mir haben diese Insekten weder gebissen noch Blut gesaugt. Die haben, einmal auf mir gelandet, einfach mal die Landschaft erkundet und wollten nicht wieder weg. Aber das Kribbeln und Krabbeln ist ungemein nervig. Man bekommt sie nur schwer wieder los. Da hilft kein Abschütteln oder Abstreifen, kein Wäschewechsel, kein heißes Duschen. Nur mit Geduld lassen sich diese Krabbeltierchen einzeln abzupfen.

Schweden = viele Elche.
Ihr ahnt es. Es kommt das zweite NIX DA.

In waldreichen Gegenden Schwedens  sind die Hinweisschilder mit dem Elch-Symbol zwar allgegenwärtig, aber wirklich erst jetzt, nach ca. einem viertel Jahr Aufenthalt in Schweden, haben wir die ersten leibhaftigen Elche auf einem benachbarten, abgeernteten Maisfeld aus sicherer Entfernung gesehen. Vorher hatte ich nur einmal beim Pilzesuchen eine akustische Begegnung im dichten Unterholz. Ein Elch schimpfte mit mir mit seinem kratzigen Röhren wegen der Störung. Tief beeindruckt zog ich mich zurück und habe meine Portion Pfifferlinge auch 50m weiter gefunden.

 

 

Auf das Thema Elche angesprochen erzählen wir gerne unseren Familien-Witz: Wir warten auf den Tag, an dem uns ein Elch durch das Küchenfenster unseres abseits gelegenen Hauses begrüßt. Ob es bei einem Witz bleibt? Wir werden sehen.

 

 

Aber in diesem Land gibt es alljährlich ein Datum an dem sich für einen Zeitraum in Wald und Flur einiges ändert und durcheinanderbringt. Anfang Oktober beginnt die Jagdsaison für Elche. Und viele, viele Waidmänner versuchen ihr Jagdglück. Das bringt natürlich die weitestgehend unsichtbare Welt der Elche total durcheinander und macht sie zu ihren und dem Leidwesen vieler Verkehrsteilnehmer sicht- und, wenn es ganz dumm kommt, auch spürbar.

Elche sind riesig, die größten Säugetiere Europas. Bis zu 800 Kilo können sie schwer werden, über zwei Meter Schulterhöhe, etwa drei Meter lang — die Körpermaße des Elches übersteigen die von anderen heimischen Wildarten wie Reh, Wildschwein oder Rotwild um ein Vielfaches. Sie können sogar größer als die Wisente werden. Was den Elch so beeindruckend macht, macht ihn im Straßenverkehr gleichzeitig auch so gefährlich. Ein Elch ist mitunter schwerer als ein kleines Auto. Ein Zusammenstoß kann fatale Folgen haben. Seine langen Beine ragen über die Motorhaube hinaus und werden bei einem Unfall einfach weggeschoben. Der massige Körper des Elches wiederum landet direkt auf der Windschutzscheibe. Eine tödliche Gefahr für Mensch und Tier. Deshalb auch die Empfehlung: unbedingt Bremsen, dem Tier ausweichen — und nicht überfahren, wie es etwa für andere, kleinere Wildarten angeraten wird.
Trotzdem gehen jährlich ca. 5.000 Verkehrsunfälle auf die Elch-Rechnung. Mit ihren schlaksig langen Beinen laufen sie plötzlich auf die Straße und lassen sich kaum vom Scheinwerferlicht und Motorgeräusch verschrecken sondern bleiben stur auf der Fahrbahn stehen.
Da hilft nur, die Verkehrshinweise ernst zu nehmen: Hinweisschilder beachten, Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten und im ländlichen Raum ist es unbedingt zu empfehlen, Zusatzscheinwerfer zu installieren.

 

 

 

 

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