Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss  sich alles ändern.
Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.

Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.

Wir alle sind bestrebt, in unser Leben nicht allzu viel Neues auf einmal herein zu lassen. Ob das ein anders strukturierter Tagesablauf ist, eine gesündere Ernährung, ein neuer Arbeitsplatz oder bisher feste Meinungen zu hinterfragen und einfach mal, im wahrsten Sinne des Wortes, quer zu denken.  Die Komfortzone ist uns äußerst wichtig. Die wollen wir nach Möglichkeit nie oder nur im äußersten Notfall verlassen. Das betrifft physiche Dinge aber auch gedankliche Glaubenssätze.

Der aus dem Griechischen stammende Aphorismus panta rhei bedeutet wörtlich „alles fließt“ und beschreibt, dass alles in unaufhörlicher Bewegung ist. Die Welt steht nicht still, alles ist im Werden. Dinge, Wesen und Zustände entstehen und vergehen unablässig.
Wir können noch so sehr an unserer gewohnten Welt festhalten, sie entwickelt sich um uns weiter. Ob wir das nun wollen oder nicht.
Bleibt die Frage, wie wir damit umgehen.
Im Moment durchleben wir eine kulturelle Zäsur, wie wir sie seit dem letzten Weltkrieg nicht gekannt haben.
Viele Menschen, die es nicht verlernt haben, selber zu denken, stehen in einer ständigen Auseinandersetzung mit dem ewigen Thema des Wandels: Soll man sich anpassen, oder aufbegehren, sich öffnen oder verschließen, Schicksalsschlä­ge einfach hinnehmen, mit der Zeit gehen, oder sich am Gestrigen festklammern, warten auf den Heiland, die eigene Komfortzone nicht verlassen oder offen sein für Neues, überleben oder untergehen?

“Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.”

Es gibt Zitate, die ein Eigenleben entwickeln jenseits des Werkes aus dem sie stammen. Dieser Satz gehört dazu. Gelegenheiten, ihn zu verwenden, bieten sich oft: bei einem Regierungswechsel etwa, der Papst zitierte ihn in einer Weihnachtsansprache, der Arbeitgeber versucht damit Strukturveränderungen in der Firma zu begründen. Wandel und Umbruch allerorten.

Der eigentliche Kontext des Satzes ist oft weniger bekannt. Giuseppe Tomasi di Lampedusa erzählt in seinem Roman „Der Leopard“ (ital. Il Gattopardo) Geschehnisse in Sizilien kurz vor und nach der Gründung des Königreichs Italien 1861.

Die Handlung:
Ein alter sizilianischer Fürst arrangiert sich oberflächlich mit den aufstrebenden bürgerlich-liberalen Kräften, indem er seinen jungen Neffen mit der Tochter des opportunistischen Bürgermeisters verheiratet. Gleichzeitig verweigert er seine Mitarbeit am neuen Königreich Italien.
Aufstände und enorme gesellschaftliche Umbrüche geben den Nährboden für Befürchtungen des Klerus und des Adels, Privilegien und Vermögen zu verlieren. In diesem Zusammenhang spricht Tancredi, der Neffe des Fürsten von Salina, den berühmten Satz. Er weiß, dass es schlau ist, sich den Aufständischen anzuschließen. Denn: „Wenn wir bei denen nicht mitmischen, dann bescheren sie uns die Republik. Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern.“ Mit dieser Einstellung, sich dem Wandel opportunistisch anzupassen, um die bisherigen Privilegien zu retten bzw. neue zu erhalten, wird es Tancredi noch weit bringen.

„Der Leopard“ gehört zu den wichtigsten Werken der italienischen Literatur.
1963 setzte ihn der Regisseur Luchino Visconti mit Burt Lancester, Alain Delon und Claudia Cardinale in den Hauptrollen in Szene. Der mit großem Aufwand realisierte Stoff gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte. So wurde auch Der Leopard im Jahr 2012 bei einer Umfrage der britischen Filmzeitschrift Sight & Sound unter die 100 besten Filme aller Zeiten gewählt.

Für mich ist dies einer meiner Lieblingsfilme und für einen tollen Filmabend zusammen mit einem Glas gutem Nero d’Avola Sicilia kann ich ihn sehr empfehlen.
Leider gibt es im Moment keine Möglichkeit, den Film zu streamen (Netflix und Co.). Aber z.B. auf eBay kann man den Film als DVD kaufen.

 

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Lieber Joachim,
    die Sache mit der Vorgeschichte, in der wir bisher lebten und auch jetzt noch leben, wie wir es damals in der Schule lt. Marx lernten, begreife ich jetzt dahingehend, dass der Mensch, wenn er sich als solcher begreift, sicherlich sich weder seinen eigenen Schöpfungen ausliefert (fetischistischer Götzendienst an Geld, Markt, Waffen, Propaganda usw.) noch sich die Einen auf Kosten Anderer es sich wohl sein lassen würde. In diesem Sinne sind wir also noch nicht zu uns gekommen und stehen demzufolge nicht nur vor dem größten Umbruch seit dem ersten Weltkrieg, sondern mindestens seit der Sesshaftwerdung vor vielleicht zehntausend Jahren, wenn nicht sogar seit der Menschwerdung überhaupt. Das mag sehr übertrieben klingen und auch dramatisch, doch was war das denn bisher als eine (Vor-)Geschichte von einer sich selbst unbewusst treibenden Menschheit durch sich selbst. Also gehört diese bisherige Geschichte mit allem drum und dran auf den Tisch einer Radikalkritik und was dann unter dem Gesichtspunkt der Menschlichkeit Bestand hat, darf bleiben und was nicht, gehört auf den Schuttplatz der Vorgeschichte … immer noch hoffend, dass wir tatsächlich es schaffen, in die wirklich menschliche Geschichte eintreten und diese endlich mal bewusst gestalten …
    Und dafür braucht es keine Menschenverbesserungen jedweder Art sondern schlicht das, was wir sind, anzunehmen: Menschen!

    Danke für Deine anregenden Gedanken und
    beste Grüße vom Scheibenberg
    Hendrik

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert