Hermann Hesse: Im Nebel
Hermann Hesse: Im Nebel

Hermann Hesse: Im Nebel

Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

 

„Im Nebel“, eines der bekanntesten Gedichte Hermann Hesses, wurde im Jahr 1905 verfasst.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden in der Gesellschaft zahlreiche tiefgehende Umwälzungen statt. Auf einen rasanten technischen und wissenschaftlichen Fortschritt folgten u. a. eine zunehmende Industrialisierung und die verstärkte Entfremdung des Menschen von seiner natürlichen Umwelt. Dies führte von einer Abwendung von der Religion hin zu einer Zuwendung zum Materialismus und Positivismus. Einer Philosophie, die ihre Forschung auf das Positive, Tatsächliche, Wirkliche und Zweifellose beschränkt, sich allein auf Erfahrung beruft und jegliche Metaphysik als theoretisch unmöglich und praktisch nutzlos ablehnt.
Eine Parallelität zur aktuellen Zeit ist nicht zu übersehen.

 

 

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