Denk ich an Deutschland …
Denk ich an Deutschland …

Denk ich an Deutschland …

Angesichts der aktuellen Lage in Deutschland fiel mir dieser Vers wieder ein:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Kennt ihr auch das Gefühl?

Vielleicht erinnern sich einige an diese Zeilen aus Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“. Ich selbst begegnete dem Werk erstmals im Deutschunterricht an einer DDR-Oberschule – eine prägende Erfahrung.

Mit scharfem Spott zieht Heine gegen Obrigkeit, übersteigerten Nationalismus und kleinbürgerliche Engstirnigkeit zu Felde, während er Freiheit und Fortschritt einfordert. Als Opfer der Zensur im Vormärz wusste er, wovon er sprach: In seinem Werk verhöhnt er die Zensurbehörden und die Unterdrückung freier Meinungen.

Unbekannter Zeichner: „Die gute Presse“ – Karikatur in der Zeitschrift „Leuchtturm“ von 1847

Seine Kritik an blindem Gehorsam und gesellschaftlichem Stillstand lässt sich mühelos auf heute übertragen – auf Diskussionen über Meinungsfreiheit, politische Spaltung oder den Umgang mit Autoritäten.

Heinrich Heines Plädoyer für kritisches Denken ist aktueller denn je, in einer Zeit, in der viele das selbstständige und querdenkerische Hinterfragen verlernt zu haben scheinen.
Das winterliche Deutschland in seinem Werk könnte zudem als Symbol für die heutigen Krisenstimmungen stehen – ob durch geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten oder politische Verwerfungen.
Doch Heine bleibt nicht bei der Kritik stehen: Sein Optimismus mahnt, dass Wandel möglich ist.
Seine Vision eines „neuen Lieds“, das die Menschen glücklich macht, stellt eine zeitlose Herausforderung an Politik und Gesellschaft dar – auch im Deutschland von heute.

 

Ein neues Lied, ein besseres Lied
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.

 

 

Titelfoto: Joachim Seipolt

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