Seit Jahrhunderten fasziniert er Wissenschaftler und Künstler und gibt noch heute Rätsel auf. Er ist überall um uns herum zu beobachten und dennoch meist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Die Rede ist vom „Goldenen Schnitt“.
Er ist wirklich einzigartig in seinen mathematischen Eigenschaften, seiner Verbreitung in der ganzen Natur, und seiner Fähigkeit, eine perfekte ästhetische Zusammensetzung zu erreichen.
Was ist aber unter diesem Goldenen Schnitt, mathematisch zu verstehen?
Genau, dies ist die Zahl 1.61803399, vertreten durch den griechischen Buchstaben Phi (Φ).
Oder vereinfacht gesagt existiert der Goldene Schnitt, wenn eine Linie in zwei Teile geteilt wird und der längere Teil (a) geteilt durch den kürzeren Teil (b) gleich der Summe von (a) + (b) geteilt durch (a) ist, was beides 1,618 ergibt.
Das vielleicht Überraschendste am Goldenen Schnitt ist, dass er als ein natürlich vorkommendes Phänomen in der Natur gesehen werden kann. Ohne ein menschliches Zutun. Der Goldene Schnitt kann in der Anordnung der Zweige entlang der Stängel von Pflanzen und den Venen in Blättern gesehen werden. Er ist auch in den Skeletten von Tieren und Menschen und der Verzweigung ihrer Venen und Nerven zu sehen. Er ist sogar in den Anteilen der chemischen Verbindungen und der Geometrie der Kristalle zu sehen.
Im Wesentlichen ist der Goldene Schnitt um uns herum und in uns, und deshalb bezeichnete der deutsche Psychologe Adolf Zeising (1810 – 1876) ihn als „universelles Gesetz“:
„… in dem sich das Grundprinzip alles gestaltenden Strebens nach Schönheit und Vollständigkeit sowohl in der Natur als auch in der Kunst befindet und das als übergeordnetes geistiges Ideal alle Strukturen, Formen und Proportionen durchdringt, ob kosmisch oder individuell, organisch oder anorganisch, akustisch oder optisch; die jedoch in der menschlichen Form ihre vollste Verwirklichung findet.“
Aufgrund der einzigartigen Eigenschaften des Goldenen Schnitts betrachten ihn viele als heilig oder göttlich und manche glauben sogar, dass er eine Tür zu einem tieferen Verständnis von Schönheit und Spiritualität im Leben ist, die eine versteckte Harmonie oder Verbundenheit in so vielem von dem enthüllt, was wir sehen.
Das spektakulärste Beispiel für das Vorkommen des Goldenen Schnittes in der Natur findet sich in der Anordnung von Blättern und Blütenständen mancher Pflanzen. Bei diesen Pflanzen teilt der Winkel zweier aufeinander folgender Blätter den Vollkreis im Verhältnis des Goldenen Schnittes.
Als ein weiteres eindrucksvolles Beispiel aus der Natur sei hier der Romanescu-Brokkoli genannt.
Aber auch in der Architektur finden sich Hinweise auf die Verwendung des Goldenen Schnittes, der bei vielen Bauwerken der griechischen Antike zu beobachten ist. Berühmtestes Beispiel hierfür ist der Parthenon-Tempel auf der Athener Akropolis. Die bewusste Anwendung des Goldenen Schnittes ist historisch allerdings nicht nachweisbar.
Ein Beispiel aus der neueren Architekturgeschichte, wo der Goldene Schnitt bewusst angewandt wurde, ist das Alte Rathaus in Leipzig.