Pimpelfiske
Pimpelfiske

Pimpelfiske

Am vergangenen Wochenende war es nun endlich so weit.

Lange hatten wir darauf gewartet – auf den Pimpelfiske-Familientag. 
Und nachdem der Winter im vergangenen Jahr in Mittelschweden eigentlich keiner war, wir aber bereits in das entsprechende Equipment investiert hatten, war die Vorfreude bei Sebastian und mir umso größer, das es nun endlich möglich war – das Eisangeln, was auf schwedisch für uns Deutsche lustigerweise Pimpelfiske (oder manchmal auch isfiske) genannt wird.

Am vorhergehenden Wochenende waren wir zu Zweit bereits schon einmal zu einem Test auf dem See. Dabei konnten wir feststellen, das die Eisfläche gefahrlos betreten werden konnte. Dutzende Pimpelfiskaren (dt.: Eisangler), Quadfahrer und Eis-Speedwaymotorradfahrer waren bereits aktiv. Auf einem benachbarten See entdeckten wir auch einen halbverrückten Schweden mit seinem Volvo auf dem Eis.

Entsprechendes Wetter vorausgesetzt, werden diese Stunden auf dem Eis auch gerne als Familientage oder gemeinsame Treffs mit Freunden genutzt. Die Kinder fahren Schlittschuhe, die Männer versuchen Fische zu fangen, geangelte Fiche werden gegrillt (oder als Plan B kommen Würste auf das Grillrost) und es gibt viel zu erzählen. Regelmäßig werden die Fanggründe gewechselt und 50m weiter neue Eislöcher gebohrt. Und die Karawane zieht weiter…
Mit diesem Hintergrundwissen hatten hatten wir eine ganze Woche Zeit, unsere Familie von einem Familiennachmittag auf dem Eis zu begeistern.

Ein typischer Pimpelfiske-Nachmittag (Beispielfoto)

 

Wie das vor Familienausflügen manchmal so vorkommt, hatten unsere Enkelmäuse plötzlich 10min vor der Abfahrt „überhaupt keine Lust auf solch einen langweiligen Tag“ und es mussten so einiges diplomatisches Geschick und entsprechende Lockmittel zum Einsatz kommen, bis  dann alle sechs Familienmitglieder inkl. unserem Hund Herbert im VW-Bus saßen.
Die Planung eines Pimpelfiske-Tages ist eine sehr komplexe Sache – spätestens während der halbstündigen Fahrt zum See Viken und dem obligatorischen Nachdenken unter dem Motto „haben wir auch an Alles gedacht?“ mussten wir dies feststellen. Letztendlich waren es aber nur Details, die auf der Strecke geblieben sind.
An was muss dabei nicht alles gedacht werden: Eisangel-Equipment, wettergerechte Kleidung (inkl. für Herbert), Grill-Ausrüstung und Feuerholz, Schneeschieber- und -besen, warme Getränke, Schlittschuhe und Schnee-Rutschmatten, Sitzmöglichkeiten usw. usf..

Und nach 25km war das Ziel erreicht. Das Eis war mit ca. 30cm stark genug und es konnte beginnen. Leider aber war das Wetter nicht ganz so ideal. Die Sonne war bei -10°C komplett unsichtbar. Diese Wetterbedingungen locken natürlich nicht all zuviel Schweden hinter dem Ofen hervor.
Wir fanden ca. 500m vom Ufer entfernt den idealen Biwakplatz auf einer kleinen Insel. Etwas windgeschützt konnten wir dort  das Lager einrichten. Die großen „rundgelutschten“ Felsblöcke boten unseren Enkelmäusen ideale Rodelhänge mit einem Auslauf weit auf das Eis hinaus. Die ersten Eislöcher wurden gebohrt und der Optimismus, ein paar Fische herausziehen zu können war groß. Die Fische im See kannten uns, denn der Viken ist auch der See, auf welchen wir in der eisfreien Zeit unser Glück regelmäßig vom Boot aus suchten (und fanden). 



Wer sich nichts unter dem Pimpelfiske vorstellen kann – nachfolgend eine kurze Beschreibung:
Bei dieser Art des Angelns fischt man durch ein Loch, das mit einem großen Spiralbohrer (Durchmesser ca. 15cm), in der Regel per Hand, ins Eis gebohrt wird. Man verwendet eine spezielle Angel, die mit etwa 20 Zentimetern Länge sehr klein ist und mit einer Hand gehalten wird. Die Schnur mit dem Köder lässt du durch das Loch ins Wasser hinunter und lockst den Fisch mit kleinen Bewegungen aus dem Handgelenk an, damit sich der Köder bewegt und der Fisch (hoffentlich) zuschnappt.

 

 

Aber Petrus, der Schutzpatron der Fischer, war uns an diesem Nachmittag leider nicht gesonnen. Da nutzte auch unser unendlicher Optimismus nicht. Über diesen Schmerz half uns aber heißer Kaffee, leckere Grillwürste und der sichtbare Spaß, den alle auf dem Eis hatten, hinweg.

 

 

Nach ein paar Stunden mussten wir die Zelte abbrechen. Unser Herbert war der Erste, welchem die Minusgrade gar nicht mehr gefallen konnten. Da half auch nicht die wärmende, schmucke Winter-Weste. Sein Zittern und der eingezogene Schwanz waren dafür untrügliche Zeichen.

Also ging der Gepäckmarsch wieder zurück über das Eis zu unserem VW-Bus und alle freuten sich schon auf unser gut geheiztes Haus. 

Es war zwar der erste, aber sicher nicht der letzte Pimpelfiske-Familientag.

 

 

 

3 Kommentare

  1. Marita Cyrus

    Ich finde das richtig toll, wie ihr gemeinsam etwas unternehmt. In meiner Straße ( Gasse),wo ich wohne, haben wir lange Jahre unser kleines Gassentreffen mit wechselnden Motto gemacht. Die ersten Jahre hatten wir richtige Programme mit viel Spaß und Action gehabt. Nunja,wir sind alle älter geworden, da traf man sich dann nur noch zum gemeinsamen Essen und Trinken und Unterhaltungen. Durch das ganze Coronazeug ist es ganz zum Erliegen gekommen. Das Einzige was wir noch gemeinsam machen, ist unsere Glühweinfete. Dann treffen wir uns im Februar zum Glühwein und Bratwurst.

  2. Jan Reichelt

    Das sind tolle Erlebnisse! Da hier in Deutschland leider zu selten solche Witterungsbedingungen sind, dass Seen oder Teiche über längere Zeit so massiv zufrieren, können wir nur fern erahnen, wie landestypisch doch schön sein kann.
    Und bei Kälte anziehen kann man sich ja fast ungegrenzt, wohingehend man bei Hitze eher natürlich begrenzt ist. Ob das jeder dann sehen mag 😉 ?

    1. Ich finde es schön, wenn Jahreszeiten, insbesondere der Winter, auch von Erwachsenen nicht nur als Belastung wahrgenommen werden. Es gibt hier viele Traditionen, die winter-typisch gepflegt werden. Ob es das Pimpelfiske oder der Langlauf ist. Auch das Eisbaden hat einige Anhänger. Zumal alle diese Traditionen gemeinhin auch verbunden sind mit dem Zusammentreffen von Menschen, der eigenen Familie, den Freunden oder ganz ungezwungen mit unbekannten Menschen. Aber diese Traditionen lassen sich nur pflegen, wenn es diese Jahreszeit, den Winter gibt. Das ist natürlich ein Privileg in diesem Land.

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