Die Sehnsucht nach Freiheit und Frieden.
Zu jeder Zeit haben Menschen nach einer besseren Zukunft gesucht – für sich persönlich, die Familie, Freunde, Gleichgesinnte … ganze Völker. Sie hatten das Gefühl der Unruhe, der Ungewissheit und Angst vor einem wachsenden Chaos.
Sehnsucht nach Freiheit und Frieden.
Dies waren und sind auch ganz aktuell Menschenträume in allen Gesellschaften.
Ich habe zu diesem Thema zwei Beispiele aus der deutschsprachigen Pop-Musik gefunden. Beide Titel sind bereits um die 40 Jahre alt (das wurde mir jetzt erst mit Erschrecken bewusst).
Ich beginne mit einem Titel aus der DDR.
Im Jahr 1979 veröffentlichte die Gruppe LIFT eine LP unter dem Titel „Meeresfahrt“. Die Texte sind voller Metaphern. Einige Stücke sind verträumt-intim, während andere dem Jazzrock zuzuordnen sind. Aber ein Song prägte sich besonders ein: „Nach Süden“.
Aber wovon sangen die da? Von der harmlosen Frage eines Kindes, wohin denn im kalten Winter die Vögel wohl fliegen mochten. Von der harmlosen Antwort des Vaters: „nach Süden“. Sie wollen immer die Sonne sehen. Süden? Sonne?
Der Titel war eine kleine Sensation in dieser Zeit, in diesem Land.
Hier ist der LINK zum Lied. Ein Video aus dieser Zeit existiert leider nicht.
Als ich ein Kind noch war
Da war mir gar nicht klar
Wohin die Vögel ziehn
Wenn kalt schon die Winde wehn
Der Vater lachte leis
Die fliehn vor Schnee und Eis
Fliegen nach Süden
Um immer die Sonne zu sehn
Nach Süden, nach Süden
Wollte ich fliegen
Das war mein allerschönster Traum
Hinter dem Hügel
Wuchsen mir Flügel
Um vor dem Winter abzuhaun
Abzuhaun
Und heimlich in der Nacht
Hab ich mich aufgemacht
Wollte nach Süden gehn
Um immer die Sonne zu sehn
So lief ich querfeldein
Wohl über Stock und Stein
Doch gar nicht weit hinterm Haus
Da fiel schon der erste Schnee
Nach Süden, nach Süden
Wollte ich fliegen
Das war mein allerschönster Traum
Hinter dem Hügel
Wuchsen mir Flügel
Um vor dem Winter abzuhaun
Abzuhaun
Komponist: Wolfgang Scheffler, Text: Henry Pacholski
Aber die Sehnsucht war, welch Überraschung, mitnichten nur ein Thema meiner DDR-Generation.
Im Jahr 1984, also nur 4 Jahre später, veröffentlichte der westdeutsche Popsänger Purple Schulz den Titel „Sehnsucht – ich will raus“. Ich erinnere mich noch an die Situation, als ich den Song zum ersten Mal auf RIAS2 („Eine Freie Stimme aus einem Freien Land“ – Warum war das wohl damals mein Lieblingssender?) hörte. Der anfangs fast psychedelische Song wird plötzlich durch einen verstörend emotionalen Schrei „… ich will raus“ unterbrochen. Wer denken konnte und wollte, wurde nachdenklich.
Hier ist der Link zum Video.
Regen fällt, kalter Wind
Himmel grau, Frau schlägt Kind
Keine Nerven und so allein
Das Paradies kann das nicht sein.
Männer taumeln müd′ nach Haus
Die kalte Seele fliegt hinaus
Kind muß weinen, Kind muß schrei’n
Schrei′n macht müde und Kind schläft ein
Ich hab‘ Heimweh
Fernweh?
Sehnsucht
Ich weiß nicht, was es ist
Keine Sterne in der Nacht
Kleines Kind ist aufgewacht
Kind fragt, wo die Sterne sind
Ach was weiß denn – ich mein Kind.
Ist der große schiefe Mond
Eigentlich von wem bewohnt
Warum ist der Himmel leer
Ist da oben keiner mehr?
Ich hab Sehnsucht
Ich will nur weg
Ganz weit weg
Ich will raus!
Warum hast Du mich gebor’n
Bevor ich da war, war ich schon verlor′n
Land der Henker, Niemandsland
Das Paradies ist abgebrannt
Ich hab′ Heimweh
Fernweh?
Sehnsucht
Ich weiß nicht, was es ist
Ich will nur weg
Ganz weit weg
Ich will raus!
Text: Purple Schulz
Patric Wust